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Chronik

Kampen

Die Gemeinde Kampen im Amt Landschaft Sylt liegt auf der hohen Geest, rund 27 Meter über Normal Null, etwa sechs Kilometer nördlich von Westerland. Auf einer Fläche von 869 Hektar leben rund 640 Einwohner. Hinzu kommt fast die doppelte Anzahl an Zweithausbesitzern, ein Verhältnis, das nirgendwo sonst in Nordfriesland überboten wird. 1543 wurde Kampen (friesisch „Kaamp“ = abgesteckte Feldflur) erstmals urkundlich erwähnt. 1745 zählte man 21 Häuser mit 102 Einwohnern. Darunter befanden sich nur 22 Männer. Die Gefahren der Seefahrt hatte die männliche Bevölkerung dezimiert.1762 erhielt der Ort eine Schule, fünf Jahre später wurde die Vogelkoje angelegt. Eines der ältesten Gebäude ist das Weiße Haus von 1763.

Die ersten Badegäste kamen 1856, doch erst zwanzig Jahre später stellten die Brüder Bleicken auch am Kampener Strand Badekarren auf. Bleiche M. Bleicken errichtete darüber hinaus den Gasthof „Zum Rothen Kliff“, der bis heute Zentrum des Dorfes geblieben ist. Es folgten heftige juristische Auseinandersetzungen mit dem Seebad Westerland, das die Kampener Konkurrenz fürchtete. Mit dem Bau des Kurhaus-Hotels durch Hermann Gustav Haberhauffe im Jahre 1894 war schließlich die Entwicklung des kleinen Ortes nicht mehr aufzuhalten. Prominente Häuser in Kampen wurden Kliffende, der Klenderhof oder Uhlenkamp. Hier bildete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss des Kunstschriftstellers Ferdinand Avenarius ein Künstlerzentrum heraus, und es „tummelt sich“ hier „die komischste Gesellschaft, die Sie sich denken können, nur Menschen von Interessen, die zu dieser Landschaft in Beziehung stehen – Musiker, Schriftsteller, überhaupt Künstler“, wie Hermann von Wedderkop 1927 in seinem Roman „Adieu Berlin“ die Szenerie beschrieb.1923 verzeichneten die Kampener Kurlisten 1.213 Badegäste. 1924 bekam Kampen ein eigenes Elektrizitätswerk. 1927 löste sich der Ort aus dem Verbund der Norddörfer und wurde eine selbstständige Landgemeinde. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. 1928 standen bereits 677 Betten in 40 Häusern für den Fremdenverkehr zur Verfügung. 1930 besuchten 3.848 Gäste das Nordseebad.

Während des Dritten Reiches wurde Kampen eine Art „Prominenten-Asyl“, in dem Verfolggte des NS-Regimes Unterschlupf fanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg stießen zu den 370 Kampenern knapp 2.000 Flüchtlinge, die in Notunterkünften und ehemaligen Bunkern untergebracht wurden. Heute befinden sich an ihrer Stelle die „Gewoba-Siedlung“, der Campingplatz und die Wohnanlage „Dorf-Aue“. Aus einer ehemaligen Flakstellung schuf der Bildhauer Günter Riek die Kupferkanne, aus den Baracken des Lagers „Skagerrak“ wurde das Jugendseeheim Kassel. 1956 entstand das Kaamp Hüs als „Haus des Kurgastes“ sowie Sitz von Gemeinde- und Kurverwaltung, 1961 die Kunsthalle und 1968 die jüngste Version einer Sturmhaube am nahen Kliff. Vor allem in den 1960er und 70er Jahren übte Kampen eine hohe Anziehungskraft auf Künstler, Politiker, Wirtschaftsmagnaten und Lebemenschen aus sowie auf jene, die ihnen gerne nahekommen wollten. Doch trotz vieler Neubauten weist Kampen auch heute noch ein recht harmonisches Ortsbild auf, denn ein Statut von 1913 schrieb den traditionellen „Friesenhausstil“ mit Rotstein und Reetdach vor. Die Häuser dürfen maximal acht Meter hoch sein und müssen einen Minimalabstand von 24 Metern haben, um den Charakter einer Streusiedlung zu erhalten.1971 erhielt Kampen das Prädikat „Nordseebad“ und 1979 ein eigenes Wappen: eine stilisierte Stranddistel auf blauem Grund. Rund 40.000 Feriengäste verbringen jährlich ihren Urlaub in Deutschlands wohl berühmtesten Dorf. Im Osten des Ortes liegen mehrere Grabhügel, darunter der Stapelhoog. Die Uwe-Düne im Westen ist die höchste Erhebung auf der gesamten Insel. Überstrahlt wird sie nur von „Christian“, dem Leuchtturm von 1855 und Kampener Wahrzeichen.(Kunz/ Steensen: Das neue Sylt Lexikon)